Montag, 12. August 2013

302 - Khajuraho Tantra - EINS, Gratwanderung








mein Bild der Gratwanderung

 

 

Verzeihung - es ist eben alles  eine Gratwanderung:  ihr beginnt besser hier: 

http://khajuraho-mein-tantra.blogspot.com ,

und dann erst hierhin . . .



Die Tempel von Khajuraho, wozu waren sie da?


The Temples of Khajuraho, for what have they been?

 

 Die Übersicht aller meiner Blogs ist hier:    http://mein-abenteuer-mein-leben75.blogspot.com/ 

 

Inhaltsverzeichnis dieses Blogs:

A – Widmung 
B – Zusammenfassung 
B – Summary
C – Hinweise auf die Gliederung
D – Einleitung 
E – Die wichtigsten Fachausdrücke
F – Methoden meiner Erkenntnisse in Khajuraho
G – Wie sieht es in und in der Umgebung von Khajuraho aus
H – Die Geschichte von Khajuraho 
 I – Die Tempel von Khajuraho


Die Autoren:

Idee, Text und Bilder
 von/by Aryaman
(Stefan Wellershaus,
Rabenzweig 1, 23972 Olgashof, Germany
E-Mail: MA.ARYAFRAU@gmx.de) 

Gestaltung und technische Umsetzung
von/by Arigo Stanescu-Baumann

E-Mail: rendermen@gmx.net

15. März 2007
10. September 2010


 


In German, with English Summary. The text is free for translation and publication. Please inform me  (MA.ARYAFRAU@gmx.de).


Bild 1
(344.02) Maithuna



Motto:
Der Mönch sieht mir in die Augen, ganz still und rein und ohne ein Ziel, und er sagt: du bist hier doch nicht zum Diskutieren hergekommen, doch nicht um dein Wissen zu erweitern  . . .  setz dich davor und sieh dir die Szene an. Sieh sie dir an bis das Denken ein wenig in den Hintergrund fällt und das, was da geschieht, dich ergreift, und dann verstehst du.








A bis I - Allgemeine Einführung

A – Widmung:
Liebe M., lieber T., mit diesem Buch über das Tantra in der alten indischen Stadt Khajuraho führe ich Euch in einen Garten des Lebens – wie er vom alten Indien vor mehr als 1ooo Jahren geschaffen wurde.

Als Grundsatz des tantra könnte man zitieren:

»Das erste, das fundamentalste Ding ist, sich des eigenen Seins bewußt zu sein. Und es ist ein Wunder, sich dessen bewußt zu werden – denn im Kern eures Seins seid ihr immer ganz rein, immer unschuldig, immer ganz frisch. Im Kern habt ihr nie den Garten Eden verlassen; ihr seid weiterhin im Paradies« (OSHO RAJNEESH)

Ich habe das Glück gehabt, ein wenig von diesem Garten Eden spazieren zu gehen und selbst zu erleben, und was ich in diesem Garten erfahren habe, habe ich mit Fantasie und Spüren nach innen erweitert, ein wenig verzaubert und für Euch zusammen geschrieben und mit Bildern versehen.

Dieser Bericht ist keine Wissenschaft im kartesianischen Sinn, es geht an vielen Stellen weit darüber hinaus, ja überhaupt über's Denken hinaus. Obwohl sich vieles in diesem Aufsatz liest wie eine fantastische psychologische Abhandlung, habe ich – wie Ihr wißt – von der klassischen europäischen Psychologie kein systematisches Wissen, und deswegen ...

Deswegen ist es auch eine Gratwanderung – für mich und ebenfalls für die Tantriker des indischen Mittelalters, als sie diese Lebensweisen ausübten: die Drohung abzustürzen ist im tantra groß, doch größer winkt ein enormer Gewinn, als Phoenix aus der Asche aufzusteigen.

Vielleicht habt Ihr mal Muße und Lust, in diesen Blogs zu blättern und zu lesen. Für den Hauptteil, die Fantasiereise (Kapitel J) ist es gut, in Stille und ungestört zu sein, die einzelnen Kapitel der Reise in eins zu lesen, um sie ganz erleben zu können.




B – Zusammenfassung:
In Indien gibt es noch Reste von literarischen, spirito-therapeutischen und besonders architektonischen Zeugnissen des mittelalterlichen indischen tantra. tantra  ist eine Lebensweise, die will, daß Frauen und Männer in großer authentischer Freiheit leben. Mit authentisch ist gemeint, daß jeder Mensch dem eigenen angeborenen Charakter entsprechend lebt. Ein solcher tantrika bemüht sich zu verstehen, wo der Unterschied zwischen dem angeborenen und dem erworbenen Charakter liegt. Kannst du erstmal diesen Unterschied klar sehen, ist das Leben ein Stück weit einfacher.


tantra versucht, Dogmen, Regeln und Zwänge so gering wie nötig zu halten, die in den meisten Gesellschaften und Religionen zwingend sind. In diesem Buch will ich mit der Leserin, dem Leser in einer Fantasiereise ein lebendes Bild eines kleinen Teils des tantrischen Lebens erleben. Wir werden die Zeugnisse des alten tantra an und in den Tempeln sehen und erfahren.  Allerdings ist diese Reise – historisch gesehen – zum größten Teil fiktiv und spielt in einer anderen Zeit, nämlich im indischen Mittelalter. Und sie ist nur ein kleiner Ausschnitt des tantrischen Lebens.

Das Umfeld dieser Reise ist einmal der mittelalterliche indische Staat Jejaka-bhukti und seine spirituelle Hauptstadt Khajuraho mit ihren Tempeln und den antiken Statuen, und andererseits eine modernisierte Vorstellung vom tantra, wie es heute gelebt werden könnte mit dem Ziel, den Menschen Grundlage zu mehr Freiheit und innerer Klarheit zu geben. Ich schreibe diese Blogs in der Hoffnung, daß modernisiertes tantra (Neo-Tantra) uns helfen mag, aus den heutigen Problemen der Menschheit ein wenig heraus zu kommen.

Diese Fantasiereise führt uns in zwei der etwa 20 Tempel. Doch bevor wir das Innere eines Tempels betreten dürfen, um ein andächtiges Ritual vor dem Symbol der Gottheit zu feiern (puja), bekommen wir Gelegenheit, unsere Seelen zu reinigen. Hierzu kennt altes und neues tantra besonders wirksame spirito-therapeutische Methoden – wir werden sehen.


Die Fotos (abgesehen vom ersten) habe ich  aufgenommen. Eine Liste steht am Ende. Da ich auch schwarz-weiß Bilder habe, werde ich diese vorziehen wo ein Farbbild vermieden werden sollte. In Farbbildern kann  nie genau der aktuelle Farbeindruck wiedergegeben werden. Dennoch zeige ich farbige  Bilder aus dem Innern der Tempel, besonders Jadagamba, die Stimmung in den Tempeln  hat so auf mich gewirkt, zum Beispiel grün. Auf andere Adepten mag sie anders wirken. Seid frei genug, im Bedarfsfall Bilder zu kopieren und zu verändern - für euch.


Schwierig ist es bei dem harten Licht, die Figuren außen an den Tempeln in der Weichheit zu zeigen, wie ich sie erlebt habe. Diese ist in Farbe - die Steine sind meistens blaßgelb - besser zu empfinden.

Ein paar Bleistift-Zeichnungen sind auch von meiner Hand.

Wer noch etwas zu diesem Buch beitragen möchte, ist willkommen, mir an meine obige Adresse schreiben. Dabei sind mir sachliche Ergänzungen nicht wichtig aber Beschreibungen eigener Erlebnisse, besonders spiritueller Erlebnisse.

Dankbar bin ich meinem spirituellen Meister, Osho Rajneesh (der in Khajuraho einen Teil seiner Kindheit verbrachte), daß er mir die Augen geöffnet hat für das alte und das moderne tantra.



B Summary:
In India still exist remainders of tantra. tantra is a way of life the aim of which is that women and men live in great authentic freedom. By authentic I mean that everybody lives according to her or his innate unique character. Such a tantrika tryes to understand the difference between the innate and the achieved character. Once you can clearly see this difference, life becomes much easier. 

tantra´s aim is to to keep as low as possible all dogmas, rules and constraints that are compulsory in most societies and religions. In this blog I will spend with the reader a phantasy journey into a small aspect of ancient tantric life, and we shall use witnesses to be experienced on and in the temples at Khajuraho. However, historically seen this journey is mostly fictitive and is laid in a distant time, in the Indian middle ages. And it is only a small section of ancient tantric life.
 

The environment of this journey is the medieval Indian state Jejaka-bhukti and her spiritual capital Khajuraho and its temples and ancient statues on one side, and a modernized conception of tantra on the other – a tantra as it could be lived in these days with the aim to prepare the ground for us human beings for more freedom and clearness in mind and emotions. I write this book with the hope in mind that a modernized tantra (Neo-Tantra) may help humanity to find a way out of the current problems. 

This phantasy journey leads us to two of the 20 odd temples. But before we enter the inner of a temple to celebrate a devotional ritual (puja) in front of the divine symbol, we get the opportunity to cleanse our souls. To this end both, ancient and new tantra know effective spirito-therapeutical devices – you will see.

Everybody who would like to contribute to my report and story is welcome to write to me at my above mentioned address. I am less interested in technical and historical additions than in your own spiritual experiences.


I am thankful to my spiritual Master, Osho Rajneesh (who lived part of his childhood in Khajuraho) who has opened my eyes for ancient and modern tantra.


Bild 2 (337.14):  Parasvanatha Tempel (...)

Bild 3 (337.15): Parsvanatha Tempel.



C – Hinweise auf die Gliederung aller Khajuraho-Blogs:





Damit Ihr meine verschiedenen Berichte/Blogs über Khajuraho finden könnt, gebe ich Euch das folgende Inhaltsverzeichnis an, das ist eine Weiser-Liste mit den jeweiligen Blog-Adressen:

(Die Zahlen dienen meiner eigenen Übersicht)


Die Gesamtübersicht über alle meine Blogs findet ihr hier:
002 - neue Gesamtliste:
http://mein-abenteuer-mein-leben75.blogspot.com/

 

    Dieser Blog, der erste Zugang, das Inhaltsverzeichnis:
301 - Khajuraho-Tempel  -  
Tantra, spirituelle Erotik
http://khajuraho-mein-tantra.blogspot.de/


    Den ersten Blog, die Allgemeine Einführung, findet ihr in  
302 - Khajuraho Tantra - EINS: 
die Gratwanderung
http://tantra-khajuraho-eins.blogspot.com/


    Der nächste Blog  
303 - Khajuraho Tantra - ZWEI (im Shiva-Kandariya Tempel) ist hier:
http://tantra-khajuraho-zwei.blogspot.com/


    Dann kommt der Blog 
304 - Khajuraho Tantra - DREI a (im Shakti-Jagadamba Tempel) hier:
http://tantra-khajuraho-drei-aaa.blogspot.com


    Zwischen-Blog 
305 - Khajuraho - Begegnen der Inneren Frau - auch erlebt im Jagadamba:
http://khajuraho-innere-frau.blogspot.com/


    Die letzten Erlebnisse im  Jagadamba-Tempel
306 - Khajuraho - Tantra DREI b (weiter im Shakti-Jagadamba Tempel) hier:
http://tantra-khajuraho-drei-bee.blogspot.com/


    Der Blog 
307 - Khajuraho - Tantra VIER, die Sharduln:
http://khajuraho-shardul.blogspot.com/


    Der Blog  
308 - Khajuraho - Tantra FUENF
 – die mittelalterliche Kleidung, die Wickelstrümpfe,
 die eigenartige Kleidung der Leute auf den Tempelwänden:
http://wickelstruempfe.blogspot.com/


    Der Blog  
309 - Khajuraho - Tantra SECHS, Diskussion:
http://tantra-khajuraho-fuenf.blogspot.com/

    Der Blog  
310 - Khajuraho - Tantra SIEBEN, Zitate:
http://tantra-khajuraho-sieben-osho.blogspot.com/

    Der Blog  
311 - Khajuraho - Tantra ACHT, Literatur-Liste:
http://tantra-khajuraho-acht-literatur.blogspot.com/

    Der Blog 
312 - Khajuraho - Tantra NEUN:
"Der Rote Kiesel" - eine Fantasiegeschichte in den Wäldern rund um Khajuraho:
http://der-rote-kiesel.blogspot.com/


  Der Blog  über das Land um Khajuraho
313 - Khajuraho - Tantra ZEHN:
Das Land um Khajuraho - wie es heute aussieht:
http://tantra-khajuraho-zehn.blogspot.com

    Der Blog mit Garuda
314 - Khajuraho - Garuda meine mystische Ankunft in Khajuraho ELF:
http://garuda-in-khajuraho.blogspot.com/

(Garuda ist ein mystischer Vogel in Asien)

    Der Blog der Frauenwanderung
315 - Khajuraho - Frauenwanderung von Bremen - um 1300
http://tantrische-frauenwanderung.blogspot.de/ 

(ein Versuch, in Indien die mittelalterlichen Tantra-Tempel zu verstehen)



 Fremde Khajuraho-Blogs:
von ffranz mit meinen Kommentaren:


501 - Meine Wurzeln in Indien:


D – Einleitung:
Die Menschheit als Ganzes erlebt in ihrer Geschichte immer wieder Stufen des Fortschritts, nicht nur geistig sondern auch seelisch: eine kulturelle Evolution – oder eine spirituelle Evolution? Doch es gibt auch Schwenkungen in andere Richtungen (vielleicht Rückschritte?), so geschah es zum Ende der Khajuraho-Zeit, als der militante Islam begann die geistige Geschichte Indiens wesentlich zu bestimmen und - so sehe ich das - tantra zu dämpfen.

Obwohl in diesem Aufsatz die zentrale Geschichte, die Fantasiereise, erdacht wurde, fiktiv ist, lesen wir über besondere Erlebnisse des seelischen Fortschritts: nämlich tantra im mittelalterlichen Indien, besonders in der Stadt Khajuraho. Ich habe 1000 Jahre später als Sannyasin von Osho aus Pune tantrische Erlebnisse gehabt, die sich in dieser Geschichte widerspiegeln.

Hier in Khajuraho stehen auch heute noch, 800 Jahre nachdem die Blüte des tantra in dieser Stadt erloschen ist, die Zeugen dieser Blüte, nämlich etwa 20 von ursprünglich 80 Tempeln der tantrischen Kultur in sehr gutem Zustand und gepflegt von der indischen Regierung mit Unterstützung der UNESCO. Die Tempel sind ein Ziel von Touristen aus aller Welt. Sie sind von der UNESCO als "Heritage of the Humanity", also als Erbe der Menschheit erklärt worden. Sie werden erdweit als das Vollständigste, Eindrucksvollste und Schönste, was indische Bildhauerkunst je hervorgebracht hat, eingeschätzt. Was aber haben diese Tempel bedeutet? Was sollen die Figuren sagen?


Bild 4 (338.10) Lakshmana-Tempel von Osten
Bild 5 (342.24): ...



E – Die wichtigsten Fachausdrücke: Namen und Wörter in anderen Sprachen (englisch, sanskrit ...) sind kursiv gedruckt, Personennamen in großen Buchstaben.

Geist, englisch "mind": damit ist in etwa Denken, Verstand, Gedächtnis gemeint, also die sachliche Art, in der Welt zu stehen. Mind  benutzt die Sprache (Schrift, Formeln, Bilder, Diagramme, Handwerk ...). Doch das Seelische – im Gegensatz zu mind –, ist ohne Sprache möglich; und Gefühle, die zwischen beiden liegen, drücken wir zum Teil durch eine poetische Sprache aus doch eher noch durch Bilder oder sprachlose Gesten. Was wir durch Sprechen weitergeben können, ist erst in der Kindheit und danach geprägt worden, ist also nicht angeboren.

Seelisches aber lernen wir nicht in der Kindheit, es ist schon vorhanden oder erweckt sich aus größeren Tiefen. Ein Teil der Gefühle entstehen jedoch durch den Einfluß der Umwelt, prägen sich also. Mind entsteht fast nur durch Prägung  (Konditionierung) aus der Umwelt – gefördert durch das angeborene begierige Verlangen des jungen Menschen, sich zu bilden. Da das Wort "mind" nicht ganz genau aus dem Englischen zu übersetzen ist, wird es hier beibehalten – besonders deshalb, weil hier viele Zitate aus dem Englischen stammen. Es wird oft dargestellt, daß der mind und die Prozesse, die dazu gehören, vorwiegend in der linken Hirn-Hälfte ihren Sitz haben (schön dargestellt von HAMPDEN-TURNER 1983: MODELL 23).

Bewußtheit (Bewußtsein): Gewiß gibt es zahllose Definitionen dieses Begriffes. Zwei hebe ich hier heraus: Fritjof CAPRA (1987, Seite 152), Atom-Physiker aus Österreich und USA, schreibt »..., daß Gewahrsein für mich eine Eigenschaft des Geistes auf allen Ebenen des Lebens ist, Selbst-Gewahrsein jedoch das entscheidende Charakteristikum der Ebene, auf der Bewußtsein manifestiert ist.« Wenn ich hier Bewußtheit schreibe, meine ich – glaube ich – dasselbe wie CAPRA mit Selbst-Gewahrsein. 

OSHO RAJNEESH aus Indien (1981b): »Consciousness is always of the here and now: it knows no past, it knows no future. And that is the beauty of consciousness – it is meditative. The mind is (however) a thought-process, a procession of memories, imaginations, dreams, projections. Consciousness is a purity, a mirror, that simply reflects the reality as it is: Bewußtheit ist immer im Hier und Jetzt: es kennt keine Vergangenheit, keine Zukunft. Und das ist die Schönheit der Bewußtheit – sie ist meditativ. Der mind ist ein Gedankenprozess, ein Prozess der Erinnerungen, Einbildungen, Träume, Projektionen. Bewußtheit ist eine Reinheit, ein Spiegel, der einfach die Wirklichkeit widerspiegelt so wie sie ist.«

Gefühl (Emotion): 
diese Gehirntätigkeit, die nicht im mind abläuft – prägt sich zum Teil, zum Teil entsteht sie aus dem Augenblick. Sie wird der rechten Hirn-Hälfte zugeordnet (HAMPDEN-TURNER 1983: MODELL 23).

Seele (atman in sanskrit): 
Den Begriff atman kann ich nicht voll ausschöpfen in seiner Bedeutung. Zum tieferen Verständnis verweise ich auf indische Literatur.

In diesem Bericht aber setze ich Seele und atman gleich und meine damit denjenigen Teil des individuellen Wesens (Mensch, Tier, Pflanze), der eine biologische Existenz überdauert, also über den Tod hinaus besteht. Das atman wandert von Existenz zu Existenz. Es geht bei der Zeugung – oder später während der Embryonalzeit – in einen lebenden Körper ein und bringt sein karma mit, welches das Schicksal dieser Existenz mit bestimmt. Das atman ist nicht identisch mit der "Seele" der westlichen Psychologie, die ja mit Methoden der Psychotherapie veränderbar ist, atman ist aber während des Lebens nicht oder nur wenig veränderbar; atman ist tiefer.

Die Frage, ob das atman von Existenz zu Existenz wandert (eher östliche Anschauung) oder ob es nach der nur einmaligen Erscheinung der Seele wieder spurlos verschwindet (eher westliche Anschauung), kann man logisch wohl nicht beantworten. Das eine oder das andere wird – je nach Kulturbereich – dogmatisch als Glaube festgelegt (zum Beispiel die westliche Anschauung für die Christen als Beschluß eines mittelalterlichen Bischofskonzils). Westlich wissenschaftlich gesehen sind es festgelegte Grundannahmen,  also ein Paradigma.

Unter karma (sanskrit) versteht man im Osten den angeborenen Teil des Schicksals eines Lebens (nicht Vorsehung, da karma auf der eigenen früheren Lebenstätigkeiten beruht, nicht auf Entscheidungen einer höheren Kraft); es ist in früheren Leben angelegt und verändert worden.

Ein Mensch kann sein karma durch die Lebensweise verändern: er kann nämlich in einer Reihe von Wiedergeburten das karma immer mehr verbessern. Das heißt: er kann sich zu immer leichteren Leben führen, besonders wenn dieser Mensch ein so klares Bewußtsein hat, daß er durch rechten Lebenswandel (zum Beispiel dargestellt in BUDDHA´s acht edle Tugenden) auf einen Ausgleich der verschiedenen Kräfte und auf eine Auflösung des karma hinstreben kann. Am Ende steht in einem solchen Fall die Auflösung, nämlich das nirvana (= Auslöschen der Flamme). Doch auch eine ”Verschlechterung” des karma´s ist möglich durch einen entsprechenden Lebenswandel.

Es wird und wurde viel spekuliert, was karma eigentlich ist: was geht von einer in die nächste Extestenz über? Meine Vorstellung ist, daß sich nicht das Glückliche sondern nur das Unglückliche, die Schmerzen und Fehlverhalten im karma festlegen. Denn das Glückliche ist Natur, ist uns das Natürlichste und Natur- oder Gott-gewollt, der vollständig glückliche Mensch hat demnach kein karma mehr und kann am Ende des Lebens ins nirvana eingehen.

Das Wort Tempel (mandir in sanskrit) ist für die Gebäude, die ich in Khajuraho gesehenen habe, vielleicht nicht ganz richtig, doch ich behalte ”Tempel” hier bei, weil es sich eingebürgert hat. Üblicherweise ist ein Tempel ein Ort der Anbetung der oder einer Gottheit. Im tantra ist das jedoch weniger wichtig; und in Khajuraho sind die "Tempel" so etwas wie psycho- und spirito-therapeutische Plätze, nur das Innerste des Tempels ist echter Tempel.

Die Tempel in Khajuraho sind so gebaut, daß sie auch als Bild des menschlichen Körpers erfahren werden können. Oder anders herum: der menschliche Körper ist der Tempel, in dem sein atman in dieser Existenz zu Hause ist – er ist deswegen besonders heilig, göttlich, pflegebedürftig, schmückenswert, liebenswert. Deswegen ist es im tantra eine Lästerung, den Körper zu mißhandeln und nicht zu pflegen, es ist Lästerung, ein den Körper mißachtender Asket zu sein.

Bild 6: Kandariya-Tempel aus dem Web
( http://www.greatbuildings.com/buildings/Kandariya_Temple.html ,
http://www.greatbuildings.com/buildings/Kandariya_Temple.html)


yoga (sanskrit): 
Die beiden Begriffe yoga und tantra haben eine sehr weit gefasste Bedeutung in Indien. Ich benutze sie hier nur wie folgt: yoga: »suppression of the movements of the mind, that is yoga« wie PATANJALI sagte (er lebte in Indien ca 150 vor Christus, Zweiter yoga-Aphorismus). Das habe ich gefunden bei RAWSON [1973, Seite 110], der dazu schreibt: »the most authoritative definition of yoga in Hindu literature: die autoritativste Definition in der Hindu-Literatur«. yoga hat sehr viel zu tun mit Systemen, die zur Meditation führen. Die Vollendung ist nur nach vielen und langen Übungen (asanas, tapas) möglich, vielleicht erst nach vielen Leben.

tantra (sanskrit): 
Der Gegensatz zu yoga ist für mich tantra. tantra ist nicht systematisch, doch auch hier ist Meditation die wichtigste Methode, um zur Vollendung zu kommen.

Das Wort tantra wird vielfach auch als Bezeichnung für eine gewisse Art von Schriften benutzt, doch das meine ich in diesem Aufsatz nicht – außer wenn es zum Beispiel heißt "die ...-Tantras" (wie im Titel von CHAWDHRI´s Buch).

Einerseits kann man vom traditionellen tantra sprechen: das hinduistische tantra vorwiegend in Indien (heute noch in Bengalen, Bihar, Madhya Pradesh, Orissa) oder das buddhistische tantra besonders in Tibet (bis zum Ende der alten Zeit durch die Besetzung Tibets durch China 1950). Das hinduistische tantra wird bis heute in einigen Bewegungen (besonders in Bengalen) gepflegt. Das alte tantra ist oft mit Magie – auch schwarzer Magie – verbunden (das ist gut zu sehen bei CHAWDHRI, L.R., 1985).

Andererseits gibt es das neue tantra, von OSHO Neo-Tantra genannt (1981a, Seite 11), das er weitgehend vom traditionellen tantra getrennt hat. Das Neo-Tantra OSHO´s hat sich vom alten tantra gelöst, und die modernen tantrikas haben neue Formen entwickelt, sie ließen viele alte Rituale fallen und machten tantra für den materialistisch eingestellten Westen annehmbar – im Wesentlichen durch OSHO und seine Sannyasins. Neo-Tantra hat sich von den Religionen gelöst und wird von ihnen mißbilligt. Viel Literatur – für mich sind wichtig: OSHO 1980, NASLEDNIKOV 1987.

Im gegenwärtigen Aufsatz über das tantra im alten Indien will ich auch anregen, Altes mit Neuem zu vergleichen, denn die Alten hatten - wie wir heute - Erfahrungen mit dem Mensch-Sein, mit den natürlichen Eigenschaften des Menschen.  Also: grundsätzlich sind wir heutigen Menschen nicht anders als die Khajuraho-Leute vor 1ooo Jahren. Und vielleicht kann uns das helfen, einiges des alten tantra-Erfahrungen und -Methoden in unsere heutige Lebensweise einzubauen (seht Kapitel I.h).

tantra (altes und neues tantra) kann als ein System der Systemlosigkeit aufgefaßt werden – das heißt: gesellschaftlich ist es erstmal ein System, das aber den Einzelnen aus dem System zur eigenen individuellen (damit meine ich angeborenen) Freiheit, Klarheit, Bewußtheit entläßt – schon im Hier und Jetzt, im Gegensatz zu yoga, bei dem diese Freiheit erst am Ende des Weges winkt. Wenigstens an dieser Stelle geht tantra weiter als die klassischen Religionen, auch weiter als die traditionellen westlichen Wissenschaften.

Meditation (lateinisch): 
nach Langenscheidt´s Wörterbuch Lateinisch-Deutsch: von meditari, "nachdenken, sinnen, sich vorbereiten". Doch ich könnte von meditari ableiten "in der Mitte Sein", denn medium heißt "Mitte". In den spirituellen Lehren ist mit Meditation eher Stille gemeint – etwa so wie PANTANJALI yoga definiert, allerdings: "suppression" wäre wieder eine Tätigkeit, und außerdem würde damit Gewalt angewendet (nämlich der mind gegen sich selbst), was zur Meditation auch nicht taugt, da in diesem Falle der mind tätig wäre, was contra-meditativ wäre.

OSHO (1991, Seite 18-19) gibt folgende Erläuterungen (doch man muß bei OSHO bedenken: »those who cling to my words, miss me: wer sich an meine Worte klammert, mißversteht mich«, seine Äußerungen dienen der Anregung tieferer Schichten als der des mind): »Meditation heißt einfach nur dasein, gar nichts tun – keine Handlung, kein Gedanke, kein Gefühl. Du bist einfach da, und es ist eine reine Freude.« und: »Das Leben geht weiter, es geht in Wirklichkeit viel intensiver weiter – und doch hältst du Abstand, bist nur ein Beobachter auf dem Berge, nimmst einfach nur alles wahr, was um dich geschieht.« und: »Meditation ist unser eigenes Forschen. Du suchst danach herauszufinden, wie du beschaffen bist und was Schein in dir ist und was wirklich in dir ist. Es ist eine ungeheure Reise vom Unechten ins Wirkliche, vom Sterblichen ins Unsterbliche, von der Dunkelheit ins Licht.«

In Sanskrit gibt es den Begriff dhyan (daraus entstand im Japanischen zen), doch damit meinen sie noch mehr Stille als mit ”Meditation”: auch das Subjekt (das ego) ist so still, daß nur noch reine, ganz bewußte Wahrnehmung übrigbleibt, nur noch der einfache reine Beobachter ohne zu werten und zu vergleichen.

Im Westen wird mit ”meditation” meist die stille Hinwendung zu einem Objekt oder einem Gedanken gemeint, was im Osten nicht so ist,  OSHO sagt statt dessen lieber ”contemplation”. Es lässt sich also die folgende Reihe aufstellen:

Tägliche geistige Beschäftigung (in allen Richtungen, verwirrend vielfältig, verursacht durch die täglichen Lebensabläufe, noch verstärkt durch unsere heutige technisierte, unendlich vielfältige Umwelt);
conzentration (eine geistige und/oder handwerkliche Tätigkeit, die sich ganz auf das eine Objekt einstellt);
contemplation (stille geistige Einstellung auf das Objekt ohne Tätigkeit);
meditation (der Geist hat kein Ziel und ist untätig, nur das Subjekt (das Ich) ist im Bewußtsein);
dhyan (auch das Subjekt ist nicht mehr im Ziel des Geistes, lediglich das reine Sein ist ganz wach da. dhyan wäre in etwa identisch mit samadhi [sanskrit] und satori [japanisch]).

Doch die spirituellen Meister Indiens´s weisen den Weg noch weiter, so sagte RAMAKRISHNA auf die Bemerkung VIVEKANANDA´s, »ich möchte im samadhi eingetaucht bleiben«:
»What a small mind you have; go beyond samadhi!, samadhi is a very trifling thing: was für einen kleinen Geist du hast - geh über samadhi hinaus, samadhi ist eine sehr oberflächliche Sache«. (NIKHILANANDA 1953, Seite 144)

nirvana (das »Auslöschen der Flamme«, das absolute Nicht-Sein, oder wie BUDDHA sagte: »wie ein Vogel, der davonfliegt und keine Spuren hinterläßt«).

Es gibt eine Reihe von tantrischen und anderen Übungen, die gedacht sind, den Meditierer vorzubereiten auf Meditation: zum Beispiel Tanz- oder Schreimeditationen wie die kundalini-Meditation, die Dynamische Meditation oder Summen. Sie sind aber nicht eigentlich Meditationen sondern Vorstufe, Vor-Bereitung. (OSHO 1991)

sannyasin (sanskrit) ist ein Schüler einer spirituellen Meisterin oder eines spirituellen Meisters. Der klassische indische sannyasin entsagt der Welt. Im Gegensatz dazu steht der sannyasin nach OSHO´s Idee, der der Welt nicht entsagt sondern seinem Ego; »er steht in der Welt, ist aber nicht von der Welt«. OSHO nennt seine sannyasins deswegen Neo-Sannyasins. Die feminine Foem von sannyasin ist sannyasini.


F – Methoden meiner Erkenntnisse in Khajuraho:
1) Meine Besuche: Die Tempel von Khajuraho habe ich im Februar 1988 und im Mai 1992 besucht – 2 beziehungsweise 5 Tage.

2) Meine Fotografien: 1988 und 1992 habe ich an allen besuchten Plätzen Fotos gemacht, zum Teil in Farbe, zum Teil in schwarz-weiß, Kleinbildkamera (Konika TC) mit 4,5 und 13,5 cm Brennweite. Die benutzten Filme waren Ilford-schwarz-weiß-Filme, Ektachrome- und Kodacolor-Farbfilme. 1992 machte ich in einigen Tempeln Khajuraho´s Innenaufnahmen mit Blitzlicht.

3) Interviews: 1992 befragte ich in Khajuraho etliche Personen, die in oder bei Khajuraho zu Hause sind, interviewte sie über deren Verständnis der Aufgaben, die diese Tempel ursprünglich gehabt haben. Besonders wichtig war der Fremdenführer Swami GANGA, jetzt Hotelbesitzer im Bazar Khajuraho (Hotel ”Harmony”). Er hatte zwar die im Handel und in Bibliotheken erhältlichen Bücher gelesen, hatte sich selbst aber eine abweichende Meinung gebildet. Er hatte in den 60er Jahren oft OSHO zu Besuch (OSHO damals Professor für Philosophie und Psychologie an der Universität Jabalpur), der GANGA tiefe Einblicke vermittelte. – Weitere wichtige Gesprächspartner waren für mich 1988 Anita SPEELPENNIG aus Amsterdam und 1992 Herr CHANDÉLA aus Khajuraho-Dorf. – Im Juli 1993 traf ich Swami SURENDRA SARASWATI aus Pune in Achim  (bei Bremen), der mir einige der feineren Details des tantra mitgab, im übrigen aber meine Idee, wie es in den Tempeln war, akzeptierte. SURENDRA ist indischer Herausgeber und hat sich viel mit den Literaturen des tantra beschäftigt.

4) Die Literatur: Da die tiefere Bedeutung der Tempel von Khajuraho in der westlichen und indischen Wissenschaft nur ganz knapp – meistens garnicht – behandelt wird (was auch Swami SURENDRA bestätigte) sondern lediglich ihr künstlerischer und kunsthistorischer Wert, ist es schwer, einschlägige Literatur darüber zu erhalten. Ich fand aber viele Bemerkungen von OSHO in seinen Büchern, die Niederschriften von seinen öffentlichen Vorträgen sind; ich habe mich stark an die Bücher von OSHO gehalten, da er mein spiritueller Meister ist und ich in ihm eine im tantra erfahrene Autorität erkenne. Dazu kommen einzelne Bemerkungen in verschiedenen Werken anderer Autoren. Schön ist das Buch von Pramila PODDAR und dem Forografen Pramod KAPOOR (1992), das durch die schreibende Autorin Frau PODDAR frauliche Sichtweisen enthält, was sonst selten ist.

Über tantra ist mehr zu finden, aber auch erst seit Ende des 19. Jahrhunderts: vorwiegend AVALON [Pseudonym für WOODROFFE], später MOOKERJEE und RAWSON – um die wichtigsten zu nennen. Die Werke der genannten Autoren habe ich für diesen Aufsatz angesehen.

Es gibt einen tief esoterischen indischen Film über Khajuraho: 1oo2 A.D. Khajuraho (siehe Literaturverzeichnis)

Immer wieder stellen Künstler in den Tempeln ihre Kunst vor, so die klassischen Musiker Pandit JASRAJ und Hari Prasad CHAURASIA (siehe Literaturverzeichnis unter Pandit ...) auf Audio-Cassetten.

5) Meine eigenen Überprüfungen: Weiter unten (I.b) beschreibe ich eine Fantasiereise über einen mittelalterlichen Besuch im Tempel, wie ich mir das vorstelle. Ich habe das zum Teil selbst in den Tempeln geprüft, indem ich der Reise nachging – allerdings ohne die mittelalterlichen Umstände – und zu erspüren versuchte, was in den eigenen Gefühlen und in der Seele vorging. Diese Methode wird von Paul LOWE (1993, Seite 8) dem Sucher nahegelegt: McNAY & FEIL schreiben im Vorwort: »Paul empfiehlt dir, seine Mitteilungen einfach als Hypothesen (ungeprüfte Behauptungen) anzunehmen und zu hören, ob in dir eine Resonanz entsteht.«

6) Wissenschaftlichkeit: Im vorliegenden Aufsatz habe ich absichtlich und bewußt von meinen eigenen SUBJEKTIVEN Erfahrungen und Deutungen berichtet. Beweise gibt´s hier nicht, da ich in meinem Subjektiven (wo es keine wissenschaftlichen Beweise gibt) und in einem sehr quellenarmen historischen Umfeld arbeite. Habe also nicht etwa wissenschaftliche Methoden angewendet.

Viele Berichte in der sogenannten Fachliteratur sind mir zu eng und orientieren sich an Vorurteilen; ich sehe das besonders an den verschiedenen Bemühungen, einen Sinn in den erotischen Skulpturen auf den Tempeln zu finden. RAWSON (1973, Seiten 26 ff) schreibt etwas dazu. Europäer und heutige Inder sind da meistens sehr befangen von den Vorurteilen über Erotik und Sexualität, die von den Kirchen und dem Brahmanantum einseitig gelenkt sind, auch vom englischen Puritanismus.

Ich sehe, daß auch die Autoren der wissenschaftlichen sogenannten Fachliteratur mit festgefahrenen Vorstellungen (Paradigmen) behaftet und von ihnen abhängig sind, die aus ihrer sozialen und religiösen Herkunft stammen (zum Beispiel färben oft christlich-kirchliche Ansprüche und Vorstellungen in die Texte hinein; und so ähnlich ist es auch im modernen hinduistischen Brahmanismus – beide sind anti-tantrisch, anti-sexuell, anti-hedonistisch und wehren sich gegen die Leichtigkeit des tantra). Moderne sogenannte Wissenschaftlichkeit ist meistens nicht rein sondern eben abhängig (was nicht wirklich wissenschaftlich ist).





G – Wie sieht es in und in der Umgebung von Khajuraho aus:
Im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh liegt 200 km südwestlich von der Großstadt Allahabad und 120 km nördlich von Jabalpur das Dorf Khajuraho im Distrikt Chhatarpur, welcher bis zur Unabhängigkeit Indiens ein kleines Königreich der Rajahs (Könige) von Chhatarpur war. Die Bevölkerung besteht heute vorwiegend aus Mitgliedern der Religionen Hinduismus und Jainismus. Über 20 gut oder in Ruinen erhaltene antike Tempel sind dort zu finden, von denen etwa 15 in sehr gutem Zustand sind. Reste von einigen weiteren finden sich in Feldern, oder in neuere Tempel eingebaut, abgenommene oder gefundene Figuren im örtlichen Museum und in anderen Museen in Indien und im Ausland, wahrscheinlich auch im Privatbesitz.

Im Khajuraho-Bazar sind Läden, Restaurants, Hotels, Markt, Post, ein paar moderne Tempel und das Museum. In der Nähe gibt es einen Fluplatz mit täglichen Verbindungen nach New Delhi und Agra; beschwerliche Busverbindungen gibt es vom Bazar nach Jhansi, Satna, Harpalpur (von diesen Orten gute Bahnverbindungen) und anderen Orten mehrmals täglich.
Getrennt vom Bazar findet sich das eigentliche Bauerndorf Khajuraho. Die Umgebung ist fruchtbar und kann mit etwas technischen Aufwand – den auch die Bewohner dieser Gegend vor 1000 Jahren kannten und pflegten – ganzjährig bebaut werden. Das Klima ist subtropisch mit heißen trockenen Sommern und warmen nassen Wintern – letzteres ist die Haupt-Vegetationszeit. Ganzjährig fließt in einigen Flüssen Wasser.

Die Umgebung ist ursprünglich dicht bewaldet gewesen, doch während der letzten Jahrzehnte ist der Wald größtenteils ersatzlos abgeschlagen worden, was eine weitgehende Versteppung des Landes und eine Verarmung der Bevölkerung nach sich gezogen hat. Das gilt zum Teil auch für den nahegelegenen Nationalpark Panna, einst gepflegter wild- und waldreicher Privatbesitz der Rajah´s von Chhatarpur, heute verwahrloster versteppender Trockenwald und Galeriewald – immerhin sind noch Krokodile im Fluß zu sehen – heißt es.

H – Die Geschichte von Khajuraho:
(Literaturquelle: ANONYMUS 1988)
Im Mittelalter regierte hier das Königshaus der Chandéla-Dynastie (9. – 13. Jahrhundert) über das Reich Jejaka-bhukti (das Gebiet nennt man heute Bundelkhand) in der damals Khajuravataka genannten Stadt (Khajura = Dattel, Vatika = Garten). Die Chandélas sollen von einheimischen Stämmen, den Ghonds abstammen (THOMAS 1960 Seite 16, nach RAWLINSON), doch ein Bekannter von mir, Herr BURCHANA GANESH BREDEKA, ist ein Ghond, der in St. Gallen (Schweiz) lebt, weiß hiervon nichts.

Es gibt nur wenige internationale schriftliche Berichte aus dem Mittelalter, und die indischen sind mir nicht bekannt. Der weitreisende Araber IBU-C-BATUTA (IBN BATTUTA) besuchte 1315 "Kajrao" und erwähnt die vielen Tempel, die um einen See liegen.

Es soll in bester Zeit 85 Tempel gegeben habe, von denen jetzt etwa 15 gut erhaltene übrig geblieben sind. Ein paar weitere sind weitgehend zerstört oder von anderer Art. Einige sind integriert in modernere Jaina-Tempel oder werden als Hindu-Tempel benutzt. Die antiken Tempel werden heute von der indischen Regierung sehr sorgfältig unterhalten und stehen den Besuchern tags offen. Einige liegen in einem Park. Es gibt auch noch einige Plätze, an denen nur noch Teile von Tempelfundamenten gefunden wurden.

Die Chandélas begannen im 9. Jahrhundert mit dem König Nannuk. Die Geschichte der Chandélas war voll von Kriegen, Eroberungen und wieder Verlusten an Land. Schließlich endete ihre Macht 1202 als sie von dem Moslem-Sultan Prithviraj Chauhan von Delhi besiegt wurden. Der letzte große Chandéla-Fürst war Parmadidev, der dann auch die Selbständigkeit der Chandélas verlor. Sie regierten noch einige Zeit als Vasallen der Sultane von Delhi. – Heute erhebt eine reiche Bauern-Familie in Khajuraho Anspruch auf den Namen.

Khajuraho blieb noch die religiöse Hauptstadt der Chandélas, doch nach 1335 war es mit dem Glanz dieser Tempel auch vorbei.


I – Die Tempel von Khajuraho:
Ausführliche Angaben sind unter anderem im Buch von AHMAD (1985) zusammengefasst.

1) Der Chausath Yogini Tempel südwestlich des Bazars liegt auf einem vielleicht 5 m hohen Felssrücken, der noch künstlich angeschüttet worden ist: oben befindet sich ein viereckiger offener Platz (31 x 18 m im Geviert), der von zahlreichen Zellen in Stein umgeben ist – ursprünglich waren es 64 –, in deren jeder ein Mensch sitzen könnte, vielleicht aber auch eine Figur gewesen ist. An der einen Schmalseite ist der Treppenaufgang (der vielleicht in neuerer Zeit gebaut worden ist), und in der Mitte der anderen Schmalseite eine größere Zelle, die auch ein Schrein gewesen sein mag. Auf dem Platz können wohl 200-400 Menschen Platz gefunden haben oder es haben hier weitere Gebäude gestanden. In Khajuraho wurde die Deutung gebracht, daß dies der tantrischste Tempel von allen gewesen sei, denn hier hätten okkulte tantrische Zeremonien stattgefunden. In ANONYMUS (1988) wird auf die Göttin Kali und 64 Nymphen (yoginis) hingewiesen – Kali hat tantrische Aspekte, aber nicht in dem von uns benutzten Sinn. Mehr über die Göttin Kali schreibt und zeigt JOHARI (1987).

Bild 7 (342.2): Yogini Tempel von außen


2) Am häufigsten sind die Tempel, die sich in einen Turm (shikara) zuspitzen. Um diese Tempel geht es hier. Es scheint, daß alle diese Tempel mit gleichem Ziel gebaut wurden – wenn ihre Entstehung angeblich auch Jahrhunderte auseinander liegt. Von ANONYMUS (1988) wird als Bauherr immer der jeweilige König angegeben.

Bild 8 (342.23): Viswanath Tempel von Süden
 
Die folgenden drei Tempel habe ich für diese Geschichte genauer angesehen:
2.a) Lakshmana Tempel: Bild 4.

2.b) Kandariya Mahadev Tempel, Bild 6 und:
Bild 9: Kandariya Tempel von Südwesten
(links im Hitergrund: Jagadamba)


2.c) Devi Jagadamba Tempel.

Bild 10: Devi Jagadamba Tempel von Süden

Und die folgenden Tempel habe ich zusätzlich zum Chausath Yogini  eher oberflächlich betrachtet:
2.d) Vishwanath Tempel: Bild 8;
2.e) Adinath Tempel;
2.f) Parsvanath Tempel: Bilder 2 und 3;
2.g) Shanti Nath Tempel;
2.h) Duladeo Tempel. 

Von allen diesen Tempeln habe ich Fotografien gemacht, die ich in  Musteralben gesammelt habe.

Das Grundprinzip der Struktur der unter 2 genannten Tempel ist das folgende: Die Gebäude stehen auf einem 3 m hohen Sockel, zu dem eine Treppe mit hohen Stufen hinaufführt. Der Sockel ist sehr geräumig und auf ihm könnten einige hundert Menschen stehen oder sitzen, und erst in seiner Mitte steht der eigentliche Tempel, wiederum erhöht über dem Sockel, und die Fortsetzung der genannten Treppe führt in den seitlich offenen Eingangs-Raum, mandapam (in einigen Tempeln folgt dann eine weitere kleine Halle); als nächstes kommt der Besucher in einen Raum mit vier oder acht Säulen, in dessen Mitte ein um 20 cm erhöhtes Podest mit einer kleinen Feuerstelle ist, antaral genannt –

 – und schließlich in das Allerheiligste, garbha-griha. Im antaral könnten nicht mehr als dreißig Menschen sitzen.  Das Bild 6 zeigt einen Grundriss für den Kandariya Tempel.

Dies ist das Schema der größten Tempel, andere sind in Grundriss einfacher gebaut, so kann mandapam nicht dabei sein oder auch das antaral. Das garbha-griha kann bei einigen Tempeln innen umgangen werden, es ist zu dem Umgang hin wie das Äußere des Gebäudes mit Figuren übersät. Im  Innern des garbha-griha steht die Figur oder das Symbol einer Gottheit – entweder ihr menschliches Bild oder ein abstraktes Symbol. 

So steht im garbha-griha des Kandariya Mahadev Tempels Gott Shiva´s Lingam (sein aufgerichteter Phallus), er ist umfaßt von der Yoni  der Göttin Shakti (ihre Vagina) – wie an tausenden weiteren Stellen in Indien:

 Bild 11
Das Allerheiligste im Kandariya-Tempel:
Shiva-Lingam und Shakti-Yoni


. . . und wie an tausenden weiteren Stellen in Indien, so hier:

 Bild 12
Shiva-Lingam und Shakti-Yoni
bei eiem Tempel bei Jabalpur,
links der begleitende Stier Nandi

Die von mir gesehenen Tempel sind ähnlich im Aufbau und bezüglich der außen und zum Teil innen dargestellten Skulpturen.

Das äußere jedes dieser Tempel ist übersät mit Skulpturen von Göttern, Menschen, Engeln, Dämonen, Elefanten und anderen Tieren und zahlreichen graphischen Symbolen – alles mit größter Exaktheit und Sauberkeit in widerstandsfähigen Sandstein gehauen. Außerdem finden sich da noch Fabeltiere, besonders das Shardul (seht hier: http://khajuraho-shardul.blogspot.com/ ).

Bild 13  (337.13): Prasvanatha Tempel,
zwei Sharduln

Ob die Figuren oder die ganzen Tempel ehemals angemalt gewesen waren, kann ich nicht mehr erkennen, doch ich vermute es, weil es heute an vielen indischen Tempeln so ist, und weil es gepasst hätte.

Das Äußere und die Grund-Struktur der Tempel sind streng gegliedert. Diese Gliederung soll – nicht bildlich aber symbolisch – den menschlichen Leib wiedergeben. Besonders ist außen die vertikale Gliederung in Horizonte auffällig (Bild 6).

Die Tempel sind – wie RAMACHANDRA KAULACHARA (englische Ausgabe 1966; er lebte zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert) für andere tantra-Tempel geschildert hat – mit großer Sorgfalt in den Raum gestellt worden, genau nach den astronomischen und erdigen (geomantischen) Bedingungen ausgerichtet. Zugrunde liegt ihnen nach dieser Quelle wahrscheinlich ein graphisches Symbol, ein Yantra, das von einem Priester zu Beginn des eigentlichen Baues als Grundmuster zeremoniell in den Boden geritzt worden war. Über Yantras schreibt JOHARI (1987).


Wie geht´s weiter? Im nächsten Blogs wandere ich nach Khajuraho, im Mittelalter,  vor etwa tausend Jahren:




Was dann geschieht steht in den aufeinander folgenden Blogs ZWEI bis VIER dort:
In den Tempeln von Khajuraho - eine mittelalterliche Reise:




Der nächste Blog Tantra Khajuraho ZWEI (im Shiva-Kandariya Tempel) ist hier:
http://tantra-khajuraho-zwei.blogspot.com/


und so weiter, seht oben unter C ...












#